Was ist 2019 wichtig?
Auf die Themenschwerpunkte im Bereich Lebensmittel- und Ernährungspolitik 2019 hat der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft BLL bei seinem Neujahrsempfang am 14. Januar in Berlin eingestimmt.
BLL-Präsident Stephan Nießner verwies in seiner Neujahrsrede darauf, dass es seine letzte Neujahrsrede als Präsident des Spitzenverbands sei, bevor er im Mai 2019 sein Amt abgebe. Vor vollem Haus mit 200 geladenen Gästen und Bundesministerin Julia Klöckner als Gastrednerin, ließ Nießner vor allem die Verhandlungen zur Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie Revue passieren und äußerte sich zur Debatte um die Lebensmittel-Ampel und den Nutri-Score.
Umsetzung der Reduktions- und Innovationsstrategie
"Wir haben es gemeinsam geschafft, mit der Unterzeichnung der Grundsatzvereinbarung Ende September letzten Jahres den Grundstein für eine erfolgreiche Umsetzung zu legen", sagte Nießner mit Blick auf die Reduktions- und Innovationsstrategie, die sich nun in der Umsetzungsphase befindet. "Es ist ganz entscheidend, was der Verbraucher will", gab Nießner mit Bezug auf Rezepturänderungen und damit möglicherweise verbundene Änderungen an Geschmack, Konsistenz und Aussehen von Lebensmitteln zu Bedenken. Der BLL-Präsident betonte noch einmal die Wichtigkeit, dass hinter der Strategie ein "holisitischer Ansatz" stehe, der nicht nur die Reformulierung von Produkten, sondern auch Information, Ernährungsbildung und weitere Maßnahmen mit einbeziehe.
In Kürze ging Nießner auf das aktuelle, medial viel diskutierte Beispiel einer Limonade mit niedrigem Zuckergehalt ein, die von Behörden aufgrund von Leitsätzen im Deutschen Lebensmittelbuch beanstandet worden war: Das Bezirksamt Hamburg-Mitte hatte dem Hamburger Getränkehersteller Lemonaid untersagt, seine bekannte Bio-Limo weiterhin als Limonade zu bezeichnen. Die Begründung der Behörde: Lemonaid enthalte zu wenig Zucker, um als Limonade durchzugehen. "Sie sehen, meine sehr geehrten Damen und Herren: Da liegt auch gesetzestechnisch noch einige Arbeit vor uns", merkte Nießner an.
Weiterentwicklung der Nährwertkennzeichnung
2019 stehe zudem die Frage nach einer zusätzlichen, freiwilligen Nährwertkennzeichnung im Raum. "Zwar haben wir in Europa eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung, doch diese wird in ihrer Verständlichkeit von Verbraucherschützern und Kampagnenorganisationen immer wieder in Frage gestellt", merkte Nießner an und betonte die Position des Spitzenverbands BLL zu farblichen Kennzeichnungssystemen: "Auf Grund der wissenschaftlichen Schwächen der farblich wertenden Systeme können wir als Spitzenverband eine solche Kennzeichnungsform nicht unterstützen." Die große Frage sei, welche freiwilligen Visualisierungen ohne wertende Farben sinnvoll sein, den Verbrauchern einen Mehrwert liefern und zudem den wissenschaftlichen Anforderungen standhalten können. Hierzu sei die Evaluierung verschiedener Kennzeichnungsmodelle, zum Beispiel hinsichtlich des Verbraucherverständnisses, auf europäischer Ebene abzuwarten, wie es auch im Koalitionsvertrag vermerkt sei.
Schwerpunkte des Bundesernährungsministeriums
Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, stellte drei ihrer wesentlichen Schwerpunkte für das Jahr 2019 vor. Neben der umfassenden Begleitung der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie und den Fragen einer zusätzlichen, freiwilligen Nährwertkennzeichnung wolle man das Thema Wertschätzung von Lebensmitteln noch einmal stärker auf die Agenda heben. Als Erfolg des letzten Jahres in diesem Bereich gab die Ministerin an, dass die „Beste Reste-App“, eine Smartphone-App mit Rezepten für eine kreative Weiterverwertung von Essensresten, die erfolgreichste App der Bundesregierung sei.
Zum Thema Nährwertkennzeichnung konstatierte Klöckner, dass dies ein hochemotionales Thema sei. Für sie sei bei der Diskussion wichtig, dass ein mögliches Kennzeichnungsmodell wissenschaftsbasiert und nah am Menschen sei. Generell warb die Ministerin für ihr Vorgehen, dass alle Beteiligten gemeinsam an Runden Tischen zusammenkommen und wünschte sich, auch mit Blick auf die Medien, dass der Umgangston der Gesprächspartner immer respektvoll bleibe.