Geschmack und Genuss nicht regulieren
Die jüngst von SPD und Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) geforderten Maßnahmen einer verpflichtenden Nährwertampel und Werbeverboten hat BLL-Präsident Stephan Nießner beim Neujahrsempfang des Verbands scharf kritisiert.
„Diese Vorschläge diffamieren qualitativ hochwertige und geschmackvolle Lebensmittel, indem sie diesen unterstellen, ‚ungesund‘ zu sein“, so Nießner in seiner Neujahrsrede. Der Geschmack gerate in den Hintergrund. „Genuss wird mit Reue verbunden, wenn man plötzlich rote Punkte vor sich sieht“, gibt der BLL-Präsident zu Bedenken. Zudem stellen die vorgeschlagenen Maßnahmen die Mündigkeit der Verbraucher in Frage und versuchen eine vermeintliche einfache Lösung für ein komplexes Problem – die Übergewichtsentwicklung – zu finden.“
Ohne staatliche Vorgaben: Wirtschaft verändert ihre Rezepturen selbst
Auch der Idee staatlicher Vorgaben zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln erteilte Nießner eine klare Absage: „Rezepturen sind die Herzstücke der Unternehmen und so sollte es auch in Zukunft bleiben. Wir brauchen unternehmerische und geschmackliche Freiheit und zwar ohne staatliche Empfehlungen oder gar Vorgaben.“ Selbstverständlich, so Nießner, werden seit jeher Rezepturen überarbeitet, aber im Zuge der Anpassung an Trends und Wünsche der Kunden.
Firmen würden den Zucker-, Fett- oder Salzgehalt reduzieren – nicht weil sie es müssten, sondern weil sie es wollen, und ihren Kunden ein erweitertes Angebot machen möchten. „Dabei darf man nicht vergessen, welche produktionstechnischen und finanziellen Herausforderungen mit Rezepturänderungen verbunden sind. Zucker, Fett und Salz sind nicht nur Geschmacksträger, sondern haben unter anderem Einfluss auf Beschaffenheit oder auch die Haltbarkeit von Lebensmitteln. Wenn diese Nährstoffe reduziert werden, müssen sie durch etwas anderes ersetzt werden – und dann, ist das wichtigste überhaupt – müssen diese Lebensmittel auch noch schmecken.“
Für ein starkes Europa, gegen Genussregulierung
Christian Schmidt, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, nutzte den Neujahrsempfang des Spitzenverbands der Lebensmittelwirtschaft, um ein Plädoyer für ein starkes Europa mit einem funktionierenden Binnenmarkt und ohne protektionistische Tendenzen zu halten.
Zum aktuellen Sondierungspapier erklärte der Minister: „Im Sondierungspapier steht nichts zum Thema Ernährung – das werden wir noch diskutieren müssen.“ Weiterhin machte er aber auch klar: „An der Ladentheke entscheiden Geschmack und Genuss und diese wollen wir nicht regulieren“.