Ausstellung „Is(s) was?!“ in Bonn
Was haben eine Mülltonne mit integriertem Bildschirm, Herbert Grönemeyers Lied „Currywurst“, ein Ramadan-Kalender und das Gemüseorchester gemeinsam? Sie sind allesamt in der Ausstellung „Is(s) was?! – Essen und Trinken in Deutschland“ zu sehen, die vom 28. März bis zum 12. Oktober 2014 im Haus der Geschichte in Bonn besucht werden kann.
Die Schau beschäftigt sich anhand einer Vielzahl von interaktiven, kuriosen und teils recht antiken Exponaten wie dem ersten deutschsprachigen Kochbuch aus dem Jahr 1350, dem „Buch von guter Speise“, mit den Ernährungsgewohnheiten in Deutschland im Wandel der Zeit. Angefangen bei Tante-Emma-Läden über die Entwicklung von Convenience-Produkten bis zur Frage, ob Brot als Brennstoff verwendet werden sollte/darf/kann.
Die Bandbreite der Themen ist groß: das Kantinenessen von früher wird verglichen mit dem Mensa-Projekt von Spitzenkoch Johann Lafer, der Einfluss von Lebens- und Arbeitsbedingungen, die Unterschiede zwischen Ost und West zu Zeiten der Teilung Deutschlands, der Einfluss anderer Esskulturen, der Trend zu fleischlosem, saisonalen und regionalen Essen werden ebenso veranschaulicht wie das vermeintliche Paradoxon zwischen der Wegwerfgesellschaft, die 80 Kilogramm Lebensmittel pro Person und Jahr in den Müll wirft und der Notwendigkeit der 900 Tafeln in Deutschland. Auch kreative Ansätze der heutigen Zeit, z. B. das Kochhaus, wo man Zutaten nach Rezepten kaufen kann oder die Culinary Misfits, die Gemüse verarbeiten, das im Aussehen nicht den EU-Normen entspricht, werden vorgestellt.
Aufgrund der Breite ist die Tiefe der Themen allerdings etwas zu kurz gekommen und so fehlt leider manchmal die kritische Auseinandersetzung. Sei es der Zeitstrahl der „Lebensmittelskandale“, bei dem echte Krisen wie EHEC mit Betrugsfällen wie dem Pferdefleisch undifferenziert in einen Topf geworfen werden, die Information, dass die Aromen im Erdbeerjoghurt „aus Holz gewonnen werden“, oder auch die verkürzte und unzureichende Erklärung zum Thema Herkunftskennzeichnung am Beispiel des Schwarzwälder Schinkens. Hier wären weiterführende Informationen zur Erklärung für den Besucher sicher hilfreich, denn gerade bei Kennzeichnungsfragen herrscht im Allgemeinen noch viel Aufklärungsbedarf.
Nichtsdestotrotz lohnt der Besuch für alle, die einen schnellen Überblick über die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen seit 1940 erhalten wollen.