Ernährungsreport 2023 zeichnet Bild bewusster Verbraucherinnen und Verbraucher
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat den Ernährungsreport 2023 „Deutschland, wie es isst“ veröffentlicht. Wie bereits für die in der Vergangenheit erschienenen Ernährungsreporte, wurden auch für die achte Ausgabe rund 1.000 Bundesbürgerinnen und -bürger ab 14 Jahre durch das Meinungsforschungsinstitut forsa telefonisch zu ihren Ess- und Einkaufsgewohnheiten befragt (Erhebungszeitraum: 15. bis 26. Mai 2023).
Die Ergebnisse des Ernährungsreports 2023 werden unter folgenden 13 Überschriften vorgestellt:
- Was beim Essen wichtig ist
- Kochen macht Spaß
- Was wir täglich essen
- Pflanzliche Alternativen
- Gekauft wird, was schmeckt
- Verpackungen: wichtige Aufgaben
- Transparenz beim Einkauf
- Nutri-Score für gute Orientierung
- Weniger ist mehr – Zucker, Fett, Salz
- Essen außer Haus – vielfältig und lecker
- Erwartungen an Politik und Wirtschaft
- Kein Essen ohne Landwirtschaft
- Recht auf Nahrung weltweit sichern
Geschmack steht über allem
Ein guter Geschmack ist der wichtigste Grund (94 Prozent) für den Essenseinkauf. Eine deutliche Mehrheit (80 Prozent) achtet eigenen Angaben zu Folge darauf, wie die Tiere gehalten wurden. 74 Prozent legen Wert darauf, dass ein Lebensmittel umwelt- und ressourcenschonend produziert, fair gehandelt (73 Prozent) oder ökologisch erzeugt (72 Prozent) wurde. Interessant: Trotz Inflation ist angeblich nur für etwas mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) auch der Preis kaufentscheidend.
Vegetarische und vegane Fleischalternativen spalten die Verbraucherinnen und Verbraucher
Gut die Hälfte (53 Prozent) der Befragten hat schon mindestens einmal vegetarische und/oder vegane Alternativprodukte gekauft. Vor allem die Älteren sind zurückhaltender: 65 Prozent der über 60-Jährigen haben solche Produkte bisher noch nicht in den Warenkorb gelegt. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es nur 19 Prozent. Übrigens, knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) schränkt den Fleischkonsum bewusst ein und isst wenig oder nur selten Fleisch und Wurst – ernährt sich also flexitarisch. Diese Tendenz deckt sich mit den Umfrageergebnissen, die Civey im Auftrag des Lebensmittelverbands zum Tag der Lebensmittelvielfalt ermittelt hat.
Verbraucherinnen und Verbraucher achten auf den Zuckergehalt, weniger auf Fett und Salz
Beim Kauf von verarbeiteten Lebensmitteln oder Fertigprodukten achten 62 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger ihren eigenen Angaben zufolge immer (25 Prozent) oder meistens (37 Prozent) darauf, wie viel Zucker das Produkt enthält. 49 Prozent achten beim Kauf solcher Lebensmittel immer (17 Prozent) oder meistens (32 Prozent) auf den Fettgehalt. Vergleichsweise wenige (29 Prozent) geben an, dass sie beim Kauf von verarbeiteten Lebensmitteln oder Fertigprodukten immer (11 Prozent) oder meistens (18 Prozent) auf den Salzgehalt achten.
Nutri-Score zwar bekannt, aber mit wenig Auswirkung auf das Kaufverhalten
84 Prozent der Befragten geben an, dass sie den Nutri-Score beim Einkauf schon einmal auf einer Produktpackung wahrgenommen haben. Bei 34 Prozent der Befragten, die den Nutri-Score beim Einkauf schon einmal auf Produktpackungen wahrgenommen haben, kommt es nach eigener Angabe vor, dass sie Produkte innerhalb einer Produktgruppe anhand des Nutri-Scores miteinander vergleichen. Zwei Drittel (66 Prozent) tun dies nicht. Von denjenigen, die den Nutri-Score beim Einkauf auf Produktpackungen schon einmal wahrgenommen haben, geben lediglich 37 Prozent an, dass die Bewertung anhand des Nutri-Scores Einfluss auf ihre Kaufentscheidung hat.
Meinungen der Befragten zu politischen Zielen im Bereich Ernährung und Landwirtschaft
- Fast alle Befragten (91 Prozent) stimmen der Aussage voll und ganz oder eher zu, die Politik solle sich mehr für eine artgerechte Tierhaltung einsetzen.
- Der Aussage, für Klimaschutz sei es wichtig, dass die Menschen weniger Fleisch essen, stimmt mit 77 Prozent ebenfalls eine deutliche Mehrheit zu.
- Dass in Restaurants und Kantinen zu wenige Gerichte mit oder aus Bio-Lebensmitteln angeboten werden, meint etwa die Hälfte der Befragten (51 Prozent).
- Zwei Fünftel (41 Prozent) teilen die Meinung, dass Obst und Gemüse zu teuer sind, mit Blick auf Fleisch- und Wurstprodukte finden dies dagegen nur 21 Prozent.
- Nach ihrer Zustimmung im Zusammenhang mit verschiedenen Maßnahmen im Bereich Landwirtschaft und Ernährung gefragt, geben fast alle Befragten an, dass sie einer Förderung tier- und umweltgerechter Umbauten von Ställen für kleinere Betriebe (93 Prozent), einer Verpflichtung für Supermärkte, abgelaufene Lebensmittel zu spenden (93 Prozent) und einer Straffreiheit für die Entwendung von bereits entsorgten, aber noch genießbaren Lebensmitteln aus Müllcontainern von Supermärkten (91 Prozent) voll und ganz oder eher zustimmen.
- Drei Viertel der Befragten (73 Prozent) stimmen einer Abschaffung der Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse und etwas mehr als die Hälfte (58 Prozent) höheren Steuern auf Fleisch und Wurst für mehr Tierwohl zu.
- Eine Zulassung des Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen findet hingegen nur bei jedem Viertem (27 Prozent) Zustimmung.
Wichtig zur Einordnung der Ergebnisse: Die Befragten haben lediglich eine Aussage vorgelegt bekommen, zu der sie sich auf einer Skala von „Stimme voll und ganz zu“ bis „Stimme gar nicht zu“ äußern konnten. Hinweise auf Folgen, Auswirkungen und den gesamten Kontext einer Maßnahme waren nicht Teil des Fragebogens.
Der vollständige Ernährungsreport kann auf der Internetseite des BMEL heruntergeladen werden: https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/ernaehrungsreport2023.html.