Deutsche Lebensmittelwirtschaft mit digitalem Vorgeschmack auf die Zukunft
Obwohl die Corona-Pandemie das Messeerlebnis auf den Kopf gestellt hat, konnten Interessierte am 20. und 21. Januar 2021 der Internationalen Grünen Woche zum ersten Mal in ihrem 95-jährigen Bestehen vollständig digital folgen. Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und der Lebensmittelverband Deutschland haben in zehn Programmpunkten Antworten auf die Frage gesucht: „Wie schmeckt die Zukunft?“
Cook & Talk: Im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung – Beiträge der Lebensmittelhersteller
Am ersten Tag ging es zunächst um die Frage, welche Beiträge die Lebensmittelhersteller im Kampf gegen Lebensmittelverluste leisten können, und wie die Politik sie dabei unterstützen kann. So berichteten Thomas Reich, Nachhaltigkeitsmanager bei apetito, und Philip Koloczek vom Startup Rettergut, wie sie Gemüse, das nicht den Normen entspricht, weiterverarbeiten und somit vor der Tonne retten. Marina Billinger, die das Startup Leroma gegründet hat, zeigte noch eine andere Möglichkeit auf: Die passgenaue Rohstoffbeschaffung auch in kleinen Mengen mithilfe ihrer Plattform, sodass kein Überschuss anfällt. Zudem berichtete Dr. Lorenz Franken, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), welche Entwicklungen auf der Agenda stehen, und Carina Conrad (FDP) erklärte, dass der Geschmack der Zukunft in unseren Händen liegt.
Cook & Talk: Wie schmeckt die Zukunft? - Aktuelle Ernährungstrends und Transformation der Lebensmittelproduktion
Im Anschluss ging es konkret um die Frage: Wie schmeckt die Zukunft? Dr. Margareta Büning-Fesel, Leiterin Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), sprach mit Christoph Minhoff über aktuelle Ernährungstrends, welche Änderungen sich durchsetzen werden und welche Hypes nur von kurzer Dauer sind. Ergänzend dazu berichtete der Präsident des Lebensmittelverbands, Philipp Hengstenberg, wie diese Trends den Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion beeinflussen. Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) machte deutlich, dass die Zukunft vielfältig und nachhaltig schmeckt.
Cook & Talk: Wie kann klimafreundliche Ernährung gelingen?
Nachhaltige Lebensmittelproduktion und klimafreundliche Ernährung sind nicht bloß Zukunftsmusik, sondern werden bereits jetzt von global agierenden Unternehmen forciert. So hat sich Nestlé zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden und seinen CO2-Ausstoß schon bis zum Ende des Jahrzehnts zu halbieren. Vor allem pflanzenbasierte Produkte wie die pflanzliche Fischalternative "Thun-Visch" von Garden Gourmet - und damit die Essgewohnheiten der Verbraucher:innen - rücken dabei in den Fokus. Im Gespräch mit Heike Mieville-Müller, Verantwortliche für die Geschäftsentwicklung in Deutschland bei Garden Gourmet, und Dirk Liebenberg von der NGO ProVeg wurde schnell deutlich, dass jeder Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zählt. Tristan A. Foerster, Geschäftsführer bei ClimatePartner, wies schließlich darauf hin, dass nachhaltige Transformationen in den Unternehmen mittlerweile alles andere als ein Nischenthema sind.
Mitkochsession: Pancakes mit Insektenmehl
31 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, Lebensmittel zu kaufen, die Insekten als Zutat enthalten. Bei den bereits im Handel verfügbaren Insekten-Lebensmitteln setzen viele Anbieter auf gemahlene Insekten, zum Beispiel als Zutat in Hamburgern, Riegeln oder Snacks. Schmeckt so die Zukunft? In einer interaktiven Kochsession bereitete der Koch Sebastian Morgenstern gemeinsam mit den beiden Köchen Kevin Rademacker und Anselm Storch sowie den Zuschauern zuhause Pancakes mit Insektenmehl und einen Insektenburger zu.
Interview mit Bundesernährungsministerin Julia Klöckner
Im Interview mit Julia Klöckner ging es nicht nur um die Frage "Wie schmeckt die Zukunft", sondern auch um ihre ganz persönliche Bilanz als Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, erfüllte oder enttäuschte Erwartungen und die Emotionalität beim Thema Ernährung.
Cook & Talk: Handwerk zwischen Tradition und Innovation
Der zweite Tag begann mit Tradition: Nur, weil etwas eine weit zurückreichende Vergangenheit hat, heißt das schließlich nicht, dass es nicht auch zukunftsfähig ist. Nichtsdestoweniger müssen Lebensmittelhandwerker innovativ sein, um den veränderten Bedürfnissen der Verbraucher:innen zu entsprechen. Wie das praktisch aussieht, welche Herausforderungen und Chance es bedeutet, darüber berichteten der Bäcker Karl-Dietmar Plentz und der Müller Willi Erich Frießinger voller Zuversicht. Ähnlich zuversichtlich zeigte sich der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder, der ein Grußwort übermittelte.
Spotlight-Talk mit McDonald‘s: Ernährung nach Corona - Neue Anforderungen, mehr Regionalität?
Die Corona-Krise hat viele Aspekte unseres täglichen Lebens neu beleuchtet. Dabei ist auch der Punkt regionale Ernährung verstärkt in den Fokus gerückt. Im Gespräch mit Christoph Minhoff erläuterte Diana Wicht, Director Supply Chain McDonald’s Deutschland, wie McDonald’s diesen Anforderungen gerecht wird.
Cook & Talk: Nachhaltige Ernährung - Welchen Beitrag können Supermärkte leisten?
Welchen Beitrag können Supermärkte für eine nachhaltige Ernährung leisten? Stefan Magel, COO bei PENNY, gab Einblicke, wie das Unternehmen sich in diesem Bereich aufstellt. Zuletzt hatte PENNY mit dem Aufzeigen der wahren Preise für Lebensmittel eine gesellschaftliche Diskussion ausgelöst. Darauf folgte eine Diskussion mit der Bundestagsabgeordneten und Vize-Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion, Gitta Connemann, zum Thema Tierwohl und den Herausforderungen eines Klimalabels.
Cook & Talk: Welche Zukunftschancen haben Fleisch- und Milchalternativen, welche Cultured Meat und echtes Fleisch?
Der Ernährungstrend 2020 waren ohne Frage Alternativen zu Fleisch und Milch. Doch welche Zukunftschancen haben diese Produkte? Das Startup Pläin stellte seine pflanzliche Milchalternative vor, die auch Milchliebhaber:innen überzeugen soll. Der Food-Startup-Berater Christian Dieckmann berichtete über die neuesten Entwicklungen und Herausforderungen bei Fleisch aus Zellkulturen (Cultured Meat) - und inwieweit dieses Vorhaben von Vegetarier:innen unterstützt wird. Wie die Zukunft für das klassische Fleisch aussieht, darüber unterhielt sich Christoph Minhoff mit der Metzgerin Sarah Dhem, die auf die Krux des Sonntagbratens hinwies – schließlich bestehe ein Tier aus mehr als nur Bratenstücken. Rainer Spierig (SPD) erklärte in dem Zusammenhang, dass die Zukunft divers und auf jeden Fall gut schmecke.
Mitkochsession: Algenburger
Algen sollen bereits vor Jahrtausenden als Lebensmittel genutzt worden sein. Heute gelten sie als Lebensmittel der Zukunft und wachsen unter kontrollierten Bedingungen in futuristischen Algenfarmen. Algen bieten sich mit ihren knalligen Farben als natürlicher Farbstoff an, daneben können sie als Fleischalternative eingesetzt werden und Eier und Salz in Lebensmitteln ersetzen. In einer interaktiven Kochsession bereiteten die Teilnehmenden zusammen mit den beiden Köchen Kevin Rademacker und Anselm Storch zum krönenden Abschluss einen Burger zu, dem die Makroalge Dulse das gewisse Etwas verlieh.
Die Reise geht weiter: "Zukunft Schmeckt – on Tour"
Zwei Tage voller Eindrücke gingen damit zu Ende. Doch der Austausch und die Suche nach Antworten auf die Frage "Wie schmeckt die Zukunft?" sind noch nicht vorbei. Denn: Wir gehen auf Tour durch ganz Deutschland! Nähere Informationen zu den Terminen und Standorten erfahren Sie bald auf zukunftschmeckt.de