Nutri-Score fällt bei deutschen Verbrauchern durch
Das Institut Allensbach hat die deutsche Bevölkerung repräsentativ zur Verständlichkeit von zwei diskutierten Nährwert-Labels befragt. Dabei unterliegt das französische Modell Nutri-Score klar dem Torten-Modell des Lebensmittelverbands Deutschland.
Für die Befragung im Auftrag des Lebensmittelverbands hat das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) 1.262 Teilnehmern ab 16 Jahren Abbildungen der beiden ausgewählten Logos gezeigt.
Ratlosigkeit beim Anblick des Nutri-Score
Fast die Hälfte der Bevölkerung kann mit dem Nutri-Score nichts anfangen, so ein Ergebnis der Umfrage:
- Auf die Frage: „Was sagt Ihnen diese Kennzeichnung, weshalb ist sie auf der Packung drauf?", antworteten 46 Prozent der Befragten „Weiß ich nicht!“. Dagegen haben 90 Prozent der Verbraucher eine konkrete Vorstellung davon, was die vom Lebensmittelverband vorgeschlagene Kennzeichnung aussagt.
- 77 Prozent der Befragten machen zur Kennzeichnung des Lebensmittelverbandes inhaltlich richtige Angaben, während beim Nutri-Score nur 37 Prozent Zutreffendes sagen können.
Informationsleistung des Torten-Modells überzeugt knapp die Hälfte
Die Informationsleistung des alternativen Kennzeichnungsmodells des Lebensmittelverbands, das differenzierte Informationen bietet, überzeugt hingegen knapp die Hälfte der Bevölkerung:
- 48 Prozent fühlen sich durch das Lebensmittelverbands-Modell „sehr gut" oder „gut" über die damit gekennzeichneten Lebensmittel informiert,
- Beim Nutri-Score hingegen bestätigten dies nur 20 Prozent. Zusammengenommen beurteilen sogar 61 Prozent die Informationsleistung des Nutri-Score explizit als „weniger gut" oder „gar nicht gut.“
Nachvollziehbarkeit der Labels: Nutri-Score fällt durch
„Für die Verbraucher ist der letztlich entscheidende Faktor die Nachvollziehbarkeit solcher Labels“, so Philipp Hengstenberg, Präsident des Lebensmittelverbands Deutschland. „Hier kann der Nutri-Score den eigenen Anspruch beim Verbraucher nicht einlösen und wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet.“ So finden es nur 26 Prozent der Verbraucher beim Nutri-Score nachvollziehbar, welche Eigenschaften des Produktes in diese Kennzeichnung einfließen. Dagegen ist das alternative Modell des Lebensmittelverbandes mit 64 Prozent klarer Transparenz-Sieger.
Einordnende Informationen zu Nährstoffen … oder Gesamtbewertung?
„Allerdings zeigt sich in der Befragung auch das Dilemma von Herstellern und Verbrauchern“, so Hengstenberg. Einerseits wollen 72 Prozent der Verbraucher ein Kennzeichnungssystem, das Informationen über einzelne Nährstoffe enthält. Andererseits wünschen sich 71 Prozent der Befragten eine zusammenfassende Bewertung.
Umfrageergebnisse zum Download
Die detaillierten Ergebnisse der Befragung stehen hier zum Download zur Verfügung:
Allensbach-Umfrage Schaubilder Vergleich der Nährwertkennzeichnungsmodelle (PDF-Datei)
Allensbach-Umfrage Untersuchungsdaten (PDF-Datei)
Nährwert-Logo gesucht
Ein vereinfachtes, visuell arbeitendes, erweitertes Nährwertkennzeichnungs-System vorne auf der Lebensmittelverpackung soll den informierten Einkauf in Zukunft einfacher machen. Die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet, ein solches Kennzeichnungssystem in Deutschland einzuführen. Welches Kennzeichnungssystem sich am besten eignet, ist derzeit Teil politischer und medienöffentlicher Debatten und wissenschaftlicher Bewertungen.
Ende September will Bundesernährungsministerin Julia Klöckner nach einer eigenen Verbraucherbefragung entscheiden, welche Kennzeichnung die Bundesregierung zur freiwilligen Nutzung auf Packungen empfiehlt. Teil dieser Umfrage sind vier Modelle, darunter der Nutri-Score und das Torten-Modell des Lebensmittelverbands Deutschland.
Nutri-Score oder Torten-Modell
Fast die Hälfte der Bevölkerung kann mit dem Nutri-Score spontan nichts anfangen
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Die Informationsleistung des Labels des Lebensmittelverbands überzeugt knapp die Hälfte der Bevölkerung – Nutri-Score kommt nicht an
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