Mit Reduktionsstrategie gefährdet Minister Traditionsprodukte

„Was wir verlieren sind nicht Kilos, sondern Kulturgüter“

- Das BMEL hat einen Entwurf für eine Nationale Strategie zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten vorgelegt. Was würde der Vorstoß für Produkte mit jahrhundertelanger Tradition bedeuten?

Berliner, Pfannkuchen, Krapfen oder Kreppel sowie Brezel, Breze oder Brezn – Tief regional verwurzelt, daher viele Namen. Aber wie lange noch?

Berliner, Pfannkuchen, Krapfen oder Kreppel sowie Brezel, Breze oder Brezn – Tief regional verwurzelt, daher viele Namen. Aber wie lange noch?

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Kritisch und mit großer Sorge betrachtet der BLL den vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vorgelegten Entwurf für eine „Nationale Strategie für die Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten“. Was würde der Vorstoß für Produkte mit Jahrhunderte langer Tradition bedeuten?

„Kein Einziger wird dünner, wenn wir einzelne Produkte diskriminieren, weil wir sie willkürlich auf eine schwarze Reduktionsliste setzen. Was wir verlieren sind nicht Kilos, sondern Kulturgüter. Die Pläne des Ministers bedeuten das Aus für traditionelle ‚Berliner‘ zu Karneval oder die Salzbrezel im Biergarten“, so BLL-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff zu den Vorhaben des BMEL. Die Vielfalt und Qualität, die sich zum Teil über Jahrhunderte entwickelt hat, würde so mit einem Handschlag zerstört, kommentiert er weiter.

Mit der Wirtschaft, nicht gegen sie arbeiten

Der derzeitige Entwurf ist in seinen Augen zurzeit nicht kabinettsreif: „Wie vom Bundestag im Juni 2015 beauftragt muss jetzt eine Strategie entwickelt werden, mit und nicht gegen die Wirtschaft. Die vorgeschlagenen Maßnahmen müssen auf ihre Sinnhaftigkeit und Praktikabilität geprüft werden“, fordert der BLL-Hauptgeschäftsführer. Die Wirtschaft sei dialogbereit.

Für Christoph Minhoff gibt es aber auch grundsätzlichen Diskussionsbedarf: „Wer ernsthaft das Problem von wachsendem Übergewicht in den Griff bekommen will, darf nicht einzelne Zutaten diskriminieren, sondern muss ein ganzheitliches Konzept entwickeln. Die vorliegende Strategie ist für mich ein Eingeständnis von Hilflosigkeit. Wir müssen jetzt an tragfähigen Lösungen arbeiten“, erklärt Christoph Minhoff.

Produktalternativen längst vorhanden

Minhoff verweist hier auf die Lebensmittelwirtschaft, die schon seit Jahren neben klassischen Produkten auch Produkte mit einem reduzierten Anteil an Zucker, Salz, Fett oder Kalorien anbietet. Damit habe jeder die Möglichkeit eine Auswahl zu treffen, die seinen individuellen Bedürfnissen und Vorlieben entspricht, um sich ausgewogen zu ernähren. Aus einer breiten Palette könne sich jeder so die gewünschte Zusammensetzung seines Joghurts, seiner Frühstücksflocken, seines Erfrischungsgetränkes, seiner Tiefkühlpizza oder Ähnliches auswählen.