Nutri-Score
Der Nutri-Score ist ein System zur Kennzeichnung des Nährwertprofils eines Lebensmittels auf der Verpackungsvorderseite mit Buchstaben und Ampelfarben. Die Gesamtbewertung erfolgt auf Grundlage eines Bewertungsalgorithmus. Das System kommt aus Frankreich.
Der Nutri-Score ist eine fünfstufige Skala mit einer Kombination aus Buchstaben von A bis E und Farben, die an eine Ampel angelehnt sind (dunkelgrün, hellgrün, gelb, orange und dunkelorange). Die Kennzeichnung gibt eine Gesamtbewertung auf der Grundlage eines Berechnungsalgorithmus an, die zeigen soll, wie mehr oder weniger vorteilhaft das Nährstoffprofil eines Lebensmittels ist. Dabei geht es aber nicht darum, sprichwörtlich „Äpfel mit Birnen“ zu vergleichen, sondern lediglich Produkte innerhalb einer Kategorie. Der Nutri-Score trifft also immer nur eine Aussage darüber, ob beispielsweise eine Spinat-Pizza oder eine Pizza Margherita das günstigere Nährwertprofil hat. Die Nutri-Score Bewertungen dienen ausschließlich dazu, das „ernährungsphysiologisch günstigere Erzeugnis“ innerhalb einer Lebensmittelkategorie zu identifizieren. Deshalb haben die Nutri-Score-Bewertungen über die jeweilige Lebensmittelkategorie hinaus keine Bedeutung. Ein Einkauf mit ausschließlich „grün“ bewerteten Produkten bedeutet deshalb auch noch lange nicht, dass man sich damit gesund und ausgewogen ernährt.
Wie wird der Nutri-Score berechnet?
Die Berechnung des Nutri-Scores erfolgt auf 100 Gramm-Basis:
- Dabei bekommen als positiv bewertete Nährstoffe und Inhaltsstoffe (Eiweiß, Ballaststoffe, Obst, Gemüse, Nüsse) Negativpunkte.
- Als negativ bewertete Nährstoffe (Energie, gesättigte Fettsäuren, Zucker, Salz) bekommen Positivpunkte.
- Beides wird miteinander verrechnet, je niedriger die Gesamtpunktzahl, desto höher die Gesamtbewertung.
Wie die Gesamtbewertung zu Stande kommt, wird auf der Packung nicht erklärt. Angaben zu einzelnen Nährstoffen wie Zucker, Fett oder Salz oder dem einberechneten Ballaststoffgehalt macht der Nutri-Score nicht.
Der Nutri-Score in Deutschland
- Die 2017 gewählte Bundesregierung hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet, ein vereinfachtes, visuell arbeitendes Nährwertkennzeichen vorne auf der Lebensmittelverpackung einzuführen, um den informierten Einkauf einfacher zu machen. Diese zusätzliche, freiwillige Kennzeichnung im Hauptsichtfeld soll die Nährwerttabelle ergänzen, die als EU-weite Pflichtkennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen im Detail über die Nährwerte informiert.
- Im September 2019 hat sich Bundesernährungsministerin Julia Klöckner für das französische Modell Nutri-Score ausgesprochen, auf Grundlage einer repräsentativen Befragung ihres Ministeriums (BMEL) unter deutschen Verbraucher:innen.
- Im März 2020 hat die Bundesregierung eine Verordnung für eine rechtssichere Verwendung des Nutri-Score in Deutschland an die Europäische Kommission zur Notifizierung weitergegeben. Im August billigte das Bundeskabinett die Verordnung, der Bundesrat stimmte ihr im Oktober zu. Diese trat mit der Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt am 5. November 2020 in Kraft. Seither können Unternehmen den Nutri-Score in Deutschland freiwillig rechtssicher verwenden. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft haben sich bislang ca. 640 Unternehmen mit 1000 Marken registriert, die das Nährwert-Logo tragen.
Der Nutri-Score ist eine freiwillige Kennzeichnung. Die nationale Einführung von erweiterten Nährwertkennzeichen ist nach geltendem EU-Recht nicht verpflichtend möglich. Europaweit gesehen ist der Nutri-Score eine Möglichkeit der erweiterten Nährwertkennzeichnung neben anderen, wie etwa dem Keyhole-System in Skandinavien.
Diskussion über Verbesserungen
Im Dezember 2019 hat der Lebensmittelverband Deutschland mit Blick auf ernährungswissenschaftliche, rechtliche und gesundheitspolitische Aspekte notwendige Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Einführung des Nutri-Score auf freiwilliger Basis formuliert, diese dem Bundesernährungsministerium übermittelt und auch für jeden Interessierten einsehbar veröffentlicht. Im Bereich Ernährung ging es darum, Widersprüche zu allgemeinen Ernährungsempfehlungen aufzulösen, z.B. mehr Pflanzenöle zu berücksichtigen, ungesättigte Fettsäuren zu berücksichtigen, Vollkornprodukte differenziert zu betrachten und energiefreie Getränke wie etwa ungesüßte Kräuter- und Früchtetees mit Wasser gleichzustellen.
Anfang 2021 haben sich die am Nutri-Score beteiligten und interessierten Staaten („Countries officially engaged in Nutri-Score“, kurz COEN), zu denen auch Deutschland gehört, auf eine gemeinsame Koordination verständigt, um die Verwendung des Nutri-Score europaweit einheitlich zu gestalten. So wurde ein Wissenschaftliches Gremium zur Evaluation des Algorithmus des Nährwert-Logos eingerichtet. Unterschiedliche Akteure wie Gesundheits- und Verbraucherorganisationen, aber auch der Lebensmittelverband Deutschland, haben ihre Stellungnahmen und Anmerkungen in das Verfahren eingebracht. Allgemeines Ziel der Anpassung des Algorithmus ist eine stärkere Orientierung an den lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen. Die ersten Änderungen betreffen u. a. Zucker, Salz, Ballaststoffe, Eiweiß, Fette, pflanzliche Öle und Nüsse.