Wer isst was und was nicht?
Für viele Deutsche ist Ernährung zu einer wichtigen Ausdrucksform von Individualität und Persönlichkeit geworden. Entsprechend vielseitig sind auch die Ernährungsformen, über die aktuell viel gesprochen wird. Ein Überblick.
Wer sich abwechslungsreich und ausgewogen ernährt und auf die verzehrten Mengen achtet, braucht auf nichts zu verzichten. Für die Zusammenstellung einer vielseitigen Ernährung bietet die Lebensmittelwirtschaft eine große Vielfalt an Produkten. Als Orientierung wird empfohlen, dass sich die tägliche Energiezufuhr zu mehr als 50 Prozent aus Kohlenhydraten, maximal 30 bis 35 Prozent aus Fett und 9 bis 11 Prozent aus Eiweiß zusammensetzen sollte (15 Prozent Eiweiß gelten laut DGE als leichter zu realisieren und akzeptabel). Wichtig ist die Balance von Essen und Bewegen, also Kalorienaufnahme und -verbrauch, und ein „gesundes“ Verhältnis der Nährstoffe zueinander.
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„Clean Eating“ bezeichnet eine Ernährungsweise aus den USA, die infolge der aktuellen, von US-amerikanischen Social-Media-Persönlichkeiten geprägten Fitnesswelle auch in Deutschland Anhänger findet. Das Clean-Eating-Konzept basiert dabei auf relativ grob gefassten Regeln: Verwendung frischer, naturbelassener Lebensmittel bei gleichzeitiger Vermeidung verarbeiteter Produkte – wobei der Grad der Verarbeitung nicht klar definiert wird und somit manchmal zum Beispiel Käse und Backwaren eingeschlossen, manchmal ausgeschlossen werden. Selbst zu kochen betonen die Clean-Eating-Anhänger. Auf Haushaltszucker wird oftmals verzichtet, von Natur aus zuckerhaltige Sirupe werden hingegen in vielen Rezepten verwendet.
Flexitarier essen Fleisch, jedoch seltener und damit insgesamt weniger. Laut einer GfK-Umfrage aus dem Oktober 2015 sieht sich gut ein Drittel der deutschen Haushalte als Flexitarier und reduziert bewusst den Fleischkonsum.
Freeganismus ist eine ethisch-politisch motivierte Lebenseinstellung, bei der primär auf Lebensmittel zurückgegriffen wird, durch die (für den Endverbraucher) keine direkten Kosten entstehen. Dies können zum Beispiel Lebensmittelspenden und -geschenke, Lebensmittelabfälle sowie gefundene oder selbst angebaute Lebensmittel sein. Kommerziellem Konsum stehen Freeganer meist kritisch gegenüber.
Frutarismus ist eine Ausprägung des Veganismus (siehe unter Veganer) mit einer Ernährung auf Grundlage von Früchten und anderen pflanzlichen Lebensmitteln. Futarier achten dabei Großteils darauf, nur pflanzliche Produkte zu konsumieren, bei deren Gewinnung die Pflanze nicht beschädigt wird. Dies können zum Beispiel Fallobst, Nüsse und Samen sein. Teilweise wird von Frutariern – im Kontrast zur veganen Ernährung – Honig konsumiert.
Bei einer glutenfreien Ernährung verzichten Verbraucher – aufgrund einer Unverträglichkeit für Gluten (Zöliakie) oder aber, obwohl sie Gluten eigentlich vertragen würden – auf das Klebereiweiß Gluten. Dieses ist natürlicherweise zum Beispiel in Dinkel oder Weizen, in geringen Mengen auch in Roggen, Hafer oder Gerste enthalten. Im Zuge der Allergenkennzeichnung ist glutenhaltiges Getreide im Zutatenverzeichnis besonders gekennzeichnet.
Pescetarier schließen – wie Vegetarier – den Verzehr von Fleisch aus, konsumieren aber Fisch. Krebstiere und andere Meeresfrüchte werden von manchen Pescetariern gegessen, von anderen nicht.
Rohköstler verzehren nur Lebensmittel, die nicht über 40°C erhitzt wurden. Das Rohkost-Konzept schließt grundsätzlich keine Lebensmittelgruppen aus. Bei vielen Anhängern geht eine Rohkost-Ernährung aber mit einer insgesamt veganen, d.h. pflanzlichen, Ernährung einher (siehe dort).
Lacto-Vegetarier verzichten auf Fleisch, Fisch und Eier, konsumieren aber Milchprodukte.
Bei einer laktosearmen oder laktosefreien Ernährung schränken Verbraucher – aufgrund einer Unverträglichkeit für Laktose (Laktoseintoleranz) oder aber, obwohl sie Laktose eigentlich vertragen würden – den Konsum von Lebensmitteln ein, die Milchzucker (Laktose) enthalten. Eine Laktoseintoleranz kann durch einen so genannten H2-Atemtest einfach und zuverlässig diagnostiziert werden. Die Symptome der Laktoseintoleranz können verringert werden, wenn weniger Laktose aufgenommen wird. Sauermilcherzeugnisse wie Joghurt, Hüttenkäse, Buttermilch und Sauerrahm werden meist gut vertragen, da der Milchzucker durch die Milchsäurebakterien weitgehend abgebaut wurde. Praktisch laktosefrei sind Hart-, Schnitt-, Weich- und Sauermilchkäse, die zur Deckung des Calciumbedarfs daher auch für laktoseempfindliche Personen gut geeignet sind. Bei der Zusammenstellung der Kost muss ebenfalls berücksichtigt werden, dass Laktose auch in anderen Lebensmitteln enthalten sein kann, wie zum Beispiel in Fleisch- und Backwaren. Im Zuge der Allergenkennzeichnung sind Milch und Laktose im Zutatenverzeichnis besonders gekennzeichnet.
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Die Abkürzung „LCHF“ steht für „Low Carb, High Fat“ und bezeichnet eine kohlenhydratlimitierte, fettbetonte Ernährung. Dabei wird der Anteil der Energiezufuhr aus Kohlenhydraten (siehe ausgewogene Ernährung) verringert, indem Kohlenhydrate aus Stärke und Zucker – vor allem traditionelle Kohlenhydratquellen wie Kartoffeln, Nudeln, Reis, Brot oder Süßwaren – vermieden werden.
Low Carb bezeichnet verschiedene Diäten, bei denen der Anteil der Kohlenhydrate an der täglichen Nahrung (siehe ausgewogene Ernährung) reduziert wird. Die Energiezufuhr aus Kohlenhydraten wird bei verschiedenen Ausprägungen durch einen höheren Anteil von Fett und/oder Eiweiß an der Energiezufuhr ersetzt. Die jeweilige Verteilung variiert je nach Diät-Ausprägung teilweise stark.
Low Fat bezeichnet verschiedenen Diäten, bei denen der Anteil an Fett an der täglichen Ernährung (siehe ausgewogene Ernährung) reduziert wird. Bei der Low-Fat-30-Diät beispielsweise gilt die Vorgabe, dass höchstens 30 Prozent der Gesamtkalorien eines Lebensmittels bzw. einer Mahlzeit aus Fett stammen.
Ovo-Vegetarier verzichten auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte, konsumieren aber Eier.
Die Paleo- oder Steinzeitdiät bezieht nur solche Lebensmittel mit ein, die vor der neolithischen Revolution, d.h. vor dem Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht, zu Verfügung standen. Dadurch basiert die Ernährung vor allem auf Gemüse, tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Meeresfrüchten, Eiern und zum Beispiel Knochenmark, sowie Obst und Nüssen. Durch den teilweise hohen Anteil kohlenhydratreicher Lebensmittel wie Trockenfrüchten handelt es sich nicht zwangsläufig um eine Low-Carb-Ernährungsform (siehe dort). Milchprodukte und Getreide sowie verarbeitete Lebensmittel werden vermieden. Teilweise werden Speiseinsekten in die Steinzeiternährung eingeschlossen.
Veganer lehnen tierische Produkte vollständig ab, was sich nicht nur auf die Ernährung beziehen muss, sondern meist auch andere Konsumgüter und Bekleidung einschließt (z.B. Wolle, Leder oder bestimmte Kosmetika). Bei der veganen Ernährung wird auf sämtliche Lebensmittel tierischer Herkunft verzichtet, d.h. Fleisch, Fisch, Eier, Milch und Milchprodukte, Honig, Gelatine und weitere tierische Produkte sowie verarbeitete Lebensmittel mit tierischen Zutaten. Stattdessen basiert die vegane Ernährung auf pflanzlichen Lebensmitteln. Der Vegetarierbund (VEBU) geht davon aus, dass 1,1 Prozent der Deutschen Veganer sind (Stand: Januar 2015).
Vegetarier verzehren nur tierische Produkte, die von lebenden Tieren stammen, d.h. Milch und Milchprodukte, Eier und Honig. Auf Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte verzichten sie hingegen. Manche Vegetarier beziehen Gelatine in ihre Ernährung mit ein. Es existieren Unterformen des Vegetarismus wie Ovo-Vegetarier und Lacto-Vegetarier (siehe dort) sowie den Veganismus als Extremform (siehe dort). Der Vegetarierbund (VEBU) geht davon aus, dass 10 Prozent der Deutschen sich vegetarisch ernähren (Stand: Januar 2015).