Position des BLL zum Thema Übergewicht
- Der BLL und die Lebensmittelwirtschaft nehmen ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung ernst und unterstützen u. a. Maßnahmen zur Ernährungsaufklärung.
1. Der Trend der steigenden Zahl Übergewichtiger muss gestoppt werden
Die zunehmende Zahl übergewichtiger Kinder und Jugendlicher in Deutschland stellt
eine Entwicklung mit weit reichenden Konsequenzen für die Betroffenen und die
Gesellschaft dar. Der BLL begrüßt die auf internationaler und nationaler Ebene
angestoßene breite Debatte über Ursachen, Prävention und effektive Lösungsansätze
von Übergewicht im Kindes- und Jugendalter. Die bisherigen Lösungsansätze blieben
ohne durchschlagenden Erfolg. Die Lösung des Problems erfordert ein ganzheitliches
Verständnis und einen daraus abgeleiteten neuen Ansatz. Dieser muss der
Vielschichtigkeit der Ursachen und der Notwendigkeit einer kohärenten Ausrichtung
sämtlicher Maßnahmen Rechnung tragen.
2. Die Ursachen für Übergewicht sind multifaktoriell
Übergewicht ist das Ergebnis einer unausgewogenen Energiebilanz vor dem Hintergrund genetischer und biologischer Faktoren. Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen ist es unbestritten, dass den sozioökonomischen Einflüssen eine erhebliche Bedeutung für die Entwicklung von Übergewicht zukommt. Soziale Faktoren wirken sich auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten aus, wobei insbesondere eine Beziehung zwischen niedrigem sozioökonomischen Status, Bewegungsmangel und Übergewicht besteht. Der notwendige Lösungsansatz für die Prävention von Übergewicht im Kindes- und Jugendalter muss daher alle Einflussfaktoren berücksichtigen: Gesteigerte körperliche Aktivität, adäquates Ernährungsverhalten und Veränderungen im sozialen und familiären Umfeld.
3. Jedes Lebensmittel kann einen Beitrag für eine ausgewogene Ernährung leisten
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt: "Genießen Sie die Lebensmittelvielfalt. "Es gibt auch keine Anhaltspunkte, wonach Lebensmittel, die sich in der Aufmachung und der Werbung an Kinder richten, häufiger verzehrt würden als andere Produkte und insbesondere nicht, dass Übergewicht und der Konsum von Kinderlebensmitteln in einem Zusammenhang stehen.
Die Kieler Adipositas-Studie belegt, dass die Ursachen des Übergewichts in hohem Maß komplex sind. Entscheidend ist der Lebensstil. Der BLL unterstützt daher den Grundsatz, dass jedes Lebensmittel Teil einer ausgewogenen Ernährung sein kann.
4. Die Lebensmittelwirtschaft nimmt ihre Verantwortung wahr
Verbraucher entscheiden sich eigenverantwortlich für ihre individuelle Ernährungsweise. Sich für eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu entscheiden, erfordert ein bestimmtes Wissen über Ernährung und Lebensstil. Die repräsentative Studie des Institute of European Food Studies belegt, dass die Deutschen über die Grundsätze einer gesunden Ernährung im Großen und Ganzen gut informiert sind. Damit stimmen die Verzehrsstudien in Deutschland überein, die zeigen, dass sich der Konsum von Getreideprodukten, Obst und Gemüse tendenziell entsprechend der Empfehlungen der Ernährungswissenschaft entwickelt hat.Im Hinblick auf das dennoch steigende Übergewicht in der Bevölkerung zeigt sich aber, dass bestimmten Verbrauchergruppen die Beziehung zwischen Energieaufnahme und Energieverbrauch noch nicht ausreichend bewusst ist. Über Ernährung und Bewegung weiter aktiv aufzuklären, ist für den BLL und die Unternehmen einer der zentralen Ansatzpunkte. Daneben entwickeln sie eine Vielzahl weiterer Aktivitäten.
Bonn, November 2004