SPIEGEL-Leserbrief zur Ausgabe 10/2013 – und was tatsächlich abgedruckt wurde
- Der BLL nimmt in einem Leserbrief Stellung zur SPIEGEL-Titelstory der Ausgabe 10/2013 „Die Menschen-Mäster“. Der SPIEGEL druckt Passagen daraus.
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Interesse haben wir Ihre Titelstory der Ausgabe 10/2013 „Die Menschen-Mäster“ gelesen. Stellvertretend für die Lebensmittelwirtschaft, deren Spitzenverband wir sind, möchte ich gerne Stellung nehmen.
Mit Überraschung nehmen wir zu Kenntnis, wie wenig ernsthaft, wie oberflächlich und mit welchen Vorurteilen „Der Spiegel“ ein Urteil über eine ganze Branche spricht, in der über 4,5 Millionen Beschäftigte täglich die Ernährung von 82 Millionen Bürgern garantieren. Sie belegen nicht, Sie vermuten, Sie beweisen nicht, sondern unterstellen und Sie recherchieren nicht, sondern schreiben altbekannte und mehrfach widerlegte Vorwürfe – teils sogar bei sich selbst – ab. Die Position und das Engagement der Lebensmittelbranche, obwohl Ihnen bekannt, finden kaum Berücksichtigung in dem Beitrag. Etwa, dass für die Rezepturoptimierung von Produkten Millionen Euro Entwicklungskosten investiert werden. Da geht es auch um weniger Salz, weniger Fett oder weniger Zucker. Doch davon findet sich – außer in ironisch-anzweifelnden Unterton – nichts in Ihrem Artikel. Statt wissenschaftlich basierter Fakten zitieren Sie einen Mediziner, der im Selbstversuch einem Schoko-Keks nicht wiederstehen kann und daraus Rückschlüsse auf das Suchtverhalten der Menschen schließt. Dass veränderte Lebensstile der Bürger, über die Sie wöchentlich berichten, auch die passende Nahrungsmittel-Produktpalette erfordern, ignorieren Sie.
Bei allem Verständnis für die schwierige Situation der Print-Ausgabe des „Spiegel“ und der Suche nach publikumswirksamen Geschichten, ist diese Art der ver-kürzten Beschreibung der Ernährungssituation in unserem Land unverantwortlich. Dagegen stellt sich die Ernährungsbranche ihrer Verantwortung, für Sicherheit und Qualität der Lebensmittel zu sorgen. Wir tun dies gerade und mit besonderen Anstrengungen und selbstkritischer Betrachtung in einer Zeit, in der die Verbraucher durch kriminelles Handeln Einzelner extrem verunsichert sind. Wir sitzen Krisen nicht aus, sondern suchen nach Verbesserungen. Dennoch setzen wir, im Gegensatz zum achtköpfigen Autorenteam des „Spiegel“, auf den mündigen und nicht bevormundeten Bürger. Die Freiheit selbstbestimmt ent-scheiden zu können was man isst, muss erhalten bleiben.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Minhoff
Hauptgeschäftsführer