Foodwatch mit vorweihnachtlicher Verbrauchertäuschung
- „Verbraucher werden beim Lebensmitteleinkauf regelmäßig mit irreführenden Gesund-heitsversprechen getäuscht“, so lautet das Fazit des vorweihnachtlichen Produktchecks der selbsternannten Essensretter von Foodwatch zum Thema Health Claims, also gesundheitsbezogene Angaben (veröffentlicht am 9. Dezember 2013). Der Test wird ergänzt durch eine Muster-E-Mail an den zuständigen Kommissar in Brüssel, Tonio Borg, in dem erläutert wird, warum die europäische Gesetzgebung gescheitert ist. Jeder, der will, und es nicht besser weiß, kann sich hier eintragen und so eine personalisierte E-Mail versenden.
Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL) hat sich den Produkttest angeschaut und kommt zu folgendem Ergebnis:
Was ist dran an dem Vorwurf der Irreführung?
Nichts, denn es werden ausschließlich Produkte mit Werbebotschaften als irreführend bezeichnet, bei denen der Gesetzgeber die verwendeten gesundheitsbezogenen Angaben ausdrücklich zur Verwendung zugelassen hat.
Welche Lebensmittel wurden untersucht?
Eine breite Produktpalette, vom Joghurt, über den Keks und die Margarine bis hin zum Erfrischungsgetränk. Außerdem zwei Inhaltsstoffe, für die gesundheitsbezogene Werbeaussagen zwar zugelassen sind, die aber in dieser Form noch gar nicht vermarktet werden, nämlich Fruktose und Kakaoflavanole. Hier wird dem Verbraucher schon mal vorsorglich suggeriert, dass er sich dadurch getäuscht fühlen wird …
Wie lautet das Ergebnis der „Untersuchung“?
Bei allen aufgeführten Produkten ist die Angabe – wer hätte es gedacht – aus Sicht von Foodwatch irreführend. Damit stellt die Organisation dem europäischen Gesetzgeber ein vernichtendes Urteil aus, denn der hat alle Angaben zugelassen.
Wie kann das sein, dass alle Produkte in die Irre führen?
Gar nicht! Denn die ausgelobten Gesundheitswirkungen bestehen nachweislich. Die zuständige Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat alle untersuchten Werbeaussagen wissenschaftlich bewertet und in Bezug auf die Gesundheitswirkung der Inhaltsstoffe bestätigt. Außerdem dürfen die ausgelobten Gesundheitswirkungen auch in der Form kommuniziert werden, wie das bei den Beispiel-Produkten geschehen ist. Die Zulässigkeit der Verwendung der Angaben hat also der europäische Gesetzgeber ausdrücklich bestätigt – und das in vielen Fällen einstimmig, das heißt mit der Zustimmung aller Mitgliedstaaten und des Europäischen Parlaments.
Was will Foodwatch denn tatsächlich?
Foodwatch will ein grundsätzliches Verbot von gesundheitsbezogenen Angaben auf Lebensmitteln. Mit anderen Worten: Kritisiert werden eigentlich gar nicht die vermeintlich irreführenden Lebensmittel oder deren Hersteller, kritisiert wird der Europäische Gesetzgeber für deren Zulassung zur Verwendung auch auf den untersuchten Lebensmitteln. Nun macht sich aber offensichtlich die Schelte der Hersteller von Lebensmitteln noch immer besser, als die Schelte der über 700 Abgeordneten des Europäischen Parlaments oder gar aller Regierungen der Europäischen Union – zumal diese explizit anderer Auffassung sind als Foodwatch.
Wie lautet die Botschaft?
Die Botschaft von Foodwatch könnte man so deuten: Lebensmittel spielen für die Gesundheit keine Rolle, und wenn sie es tun, darf man das nicht sagen, denn das würde die Verbraucher in die Irre führen. Oder haben wir da was falsch verstanden? Geht es gar nicht um Lebensmittel, Werbebotschaften, Gesetzgeber oder Verbraucher, sondern einfach nur um eine Spende zur rechten Zeit? Das könnte es auch sein.
Datum: 10. Dezember 2013
Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL)
Der BLL ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Ihm gehören ca. 500 Verbände und Unternehmen der gesamten Lebensmittelkette – Industrie, Handel, Handwerk, Landwirtschaft und angrenzende Gebiete – an.
Für weitere Informationen
Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL)
Peter Loosen
Geschäftsführer/Leiter Büro Brüssel
Claire-Waldoff-Straße 7; 10117 Berlin
Tel: +49 30 206143-141; Fax: +49 30 206143-241
E-Mail: ploosen[at]bll.de
Die Stellungnahme finden Sie hier als PDF-Dokument zum Download:
Foodwatch mit vorweihnachtlicher Verbrauchertäuschung (10. Dezember 2013)
Links zum Thema
Im Blog Filetspitzen.de ist ein Kommentar von BLL-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff erschienen: Wir basteln uns eine Angstindustrie-Phrasenmaschine