Der BLL und die Geschichte seiner Öffentlichkeitsarbeit

Die Öffentlichkeitsarbeit spielte für den BLL von Anbeginn eine im Laufe der Jahrzehnte immer größer werdende Rolle. Dem trägt die heute geltende Satzung ausdrücklich Rechnung, als sie zum Zweck des Verbands unter anderem feststellt, dass er auf seinen Arbeitsgebieten „informativ tätig zu sein“ hat.

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Die Anfänge der Öffentlichkeitsarbeit

Im Laufe der Zeit hat sich die Öffentlichkeitsarbeit aus einer eher reaktiven Abwehr zu einer proaktiven Information gewandelt, die die komplexen Voraussetzungen und Zusammenhänge der modernen Lebensmittelherstellung und -distribution erklären soll. Schon in der zweiten Sitzung des Kuratoriums am 28. April 1955 wurde die Bildung eines „Ausschusses für Publizistik“ vorgeschlagen. Er sollte nicht etwa mit Kommunikationsexperten sondern mit namhaften und anerkannten Wissenschaftlern besetzt sein. Man verband damit die Hoffnung, dass „ein solcher wissenschaftlicher Kreis geeignet ist, den immer wieder auftauchenden unverantwortlichen Verlautbarungen einer gewissen Presse entgegenzutreten“. Die Mitglieder sollten „in teils wissenschaftlicher, teils populär-wissenschaftlicher Form publizistisch tätig sein“. Zum Inhalt der Abhandlungen wurde vorgegeben, dass sie „nicht polemischer, sondern sachlich-aufklärender Natur“ sein und damit ein „Gegengewicht gegen die bekannten Angriffe auf die Lebensmittelwirtschaft bilden“ sollten. Als eine der ersten Veröffentlichungen war ein Aufsatz unter dem Titel „Sind unsere Lebensmittel vergiftet?“ geplant.

Überraschend ist, dass in der fünften Sitzung des Kuratoriums, am 21. Februar 1956, beschlossen wurde, die Bildung des Ausschusses
zunächst zurückzustellen, da selbst die gehobene Tagespresse sich nach den bisher gemachten Erfahrungen wegen ihres Aktualitätsbedürfnisses und mit Rücksicht auf den vom Leser erwarteten Lesestoff nicht bereitfindet, aufklärende ernährungswissenschaftliche Themen zu behandeln“.
Die heutige Medienwelt war außerhalb jeder Vorstellung.
 

Systematisierung

Der BLL hat natürlich immer wieder gegenüber der Presse und gegenüber der Öffentlichkeit Stellung genommen, jedoch meist nur Anlass bezogen und unsystematisch und daher mit wenig Resonanz. Erst Anfang der achtziger Jahre war eine deutliche Verstärkung und auch organisatorische wie inhaltliche Systematisierung erkennbar. Voraussetzung war nicht zuletzt ein langsam von statten gehender, Generationen bedingter Mentalitätswandel. Eine erste und im Ergebnis „nachhaltige“ Maßnahme war ab Beginn des Jahres 1982 die Herausgabe des BLL-Pressedienstes, der sich nicht nur an Fachpublikationen sondern auch an die Tagespresse und die elektronischen Medien wandte. Damit erlangten der BLL und seine Themen eine weitere Bekanntheit.
 

Ein Paukenschlag in Sachen Fach-Veranstaltungen

Im Jahre 1983 gelang dem BLL mit seinem wissenschaftlichen Symposium „Wie sicher sind unsere Lebensmittel? – Wissenschaftler antworten“ ein Paukenschlag. Vor mehr als 200 Teilnehmern aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Medien und Wirtschaft gaben hochrangige Wissenschaftler und ausgewiesene Praktiker Antworten auf die in der Öffentlichkeit immer wieder gestellten und in der Regel einseitig kommentierten Fragen nach Zusatzstoffen, Rückständen, Kontaminanten, Hygiene, etc.. Die Veranstaltung stieß gerade auch bei den Medien auf großes Interesse und dies spornte den BLL zu kontinuierlichem Kontakt zu Zeitungen, Zeitschriften und zu Funk und Fernsehen an. Noch jahrelang diente die Veröffentlichung der Vorträge auch den Medien als Fundgrube und Referenz. Bereits kurz vor dem Symposium hatte der Wissenschaftliche Beirat des BLL eine Erklärung zu Qualität und insbesondere zur gesundheitlichen Unbedenklichkeit des heutigen Lebensmittelangebots abgegeben. Dieser Schritt stieß ebenfalls auf große Beachtung und führte auch dazu, dass die Wissenschaft bzw. ihre herausragenden Vertreter die bisher verbreitet gepflegte Anonymität verließen.

Erklärung des Wissenschaftlichen Beirats

17 Jahre später, im Juni 2000, erschien die „Berliner Erklärung zur Lebensmittelsicherheit“ des Wissenschaftlichen Beirates. Sie schloss mit dem Fazit: „Die Lebensmittelsicherheit war noch nie so hoch wie heute!“ Die beiden Erklärungen, wie auch andere Äußerungen der Wissenschaft, machen deutlich, dass der BLL sich stets auf hochrangige Testimonials beruft, wenn es um wissenschaftliche Fragestellungen geht und sich insoweit keine eigene Kompetenz anmaßt.
Dieses Prinzip hat sich auch in vielen anderen Fällen als erfolgreich erwiesen. So hat der BLL im Laufe der Jahre eine Reihe von Veranstaltungen (Foren, Kolloquien, Symposien) je nach aktueller Thematik abgehalten. Beispielhaft sind zu nennen:
 

  • BLL-Forum 1988 „Zulässigkeit und Grenzen der öffentlichen Warnung von Lebensmitteln“
  • BLL-Forum 1989 „Zusatzstoffe in Lebensmitteln – Perspektiven künftiger Regelungen“
  • BLL-Forum 1990 „Qualitätssicherung in der Lebensmittelindustrie“
  • BLL-Kolloquium 1994 „Gentechnik im Lebensmittelbereich“
  • BLL-Symposium 2000 „Wie sicher sind unsere Lebensmittel?“
  • BLL-Symposium 2014 „Lebensmittelkontrollen heute und morgen“.


Diese Veranstaltungen waren stets sowohl an Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und auch an die Medien gerichtet.
 

Modernisierung – Auf dem Weg ins digitale Zeitalter

Neben diesen „Highlights“ wurde die „sonstige Öffentlichkeitsarbeit“ kontinuierlich intensiviert. Zu den vielfältigen Maßnahmen zählten und zählen auch heute noch Redaktionsbesuche bei der Fachpresse, Hintergrundgespräche mit ausgewählten Presseorganen, Pressekonferenzen, Pressedienst, Erstellung von Informationsbroschüren wie zu „Allergen“ oder auch „Zusatzstoffen“. Auch die umfangreichen Jahresberichte (seit 1988) sind hier einzuordnen, sie sind für Mitglieder und Partner eine Fundgrube zu aktuellen und langfristigen Themen und unterscheiden sich dadurch von den verbreiteten Selbstdarstellungen in den üblichen Hochglanzbroschüren. Speziell um das Verhältnis der Wirtschaft zu den Medien ging es im Herbst 2014 beim „BLL Mediendialog Lebensmittel“.

Die großen Messen „Anuga“ und „Internationale Grüne Woche“ wurden mit einem Informationsstand genutzt – zunächst allerdings mit spärlichem Erfolg. Erst die Fokussierung auf die Internationale Grüne Woche als Verbrauchermesse, als der agrar- und ernährungspolitische Treffpunkt zu Beginn eines jeden Jahres, führte zu einem Durchbruch in der Wahrnehmung der Medien und der Politik. Gemeinsam mit der BVE wurden zunächst unter dem Motto „Power fürs Leben – Essen und Bewegen“ eine Vielzahl auch interaktiver Informationen angeboten, die eine große Resonanz hervorriefen. Mit der Zeit wurden über Ernährung und gesunde Lebensweise hinaus weitere Themen der Branche aufgegriffen. Es wurde unter dem Motto „Dialog Lebensmittel“ Produktionsvorgänge dargestellt und auch Neuerungen in der Gesetzgebung, wie zur Lebensmittelinformation, erläutert.

Parlamentarische „Events“ wurden regelmäßig veranstaltet, zuerst in Bonn, dann in Berlin und auch Brüssel. Auch der Neujahrsempfang in Bonn (seit 2013 in Bonn und Berlin) ist letztlich wie die Jahrestagung ein herausragendes „Tool“ der Öffentlichkeitsarbeit.

Als Erfolg hat sich der „BLL-Dialog“ erwiesen, zu dem zweimal pro Jahr Repräsentanten gesellschaftlicher Gruppierungen (z. B. Verbraucherverbände, Kirchen) eingeladen werden, um ein aktuelles Thema – ohne Protokoll – zu diskutieren. Ergänzt wird diese Veranstaltungsreihe durch den „BLL-Dialog vor Ort“, zu dem in Unternehmen die jeweiligen kommunalen oder regionalen Ansprechpartner einschließlich der Presse eingeladen werden. Dies eröffnet die Möglichkeit vor dem Hintergrund der Praxis aktuelle verbraucherpolitische Themen zu erörtern.

Die modernen Kommunikationsmittel, wie das Internet, wurden sehr bald vom BLL genutzt, um sich, seine Überzeugungen und seine Botschaften darzustellen und mit Medien und mit interessierten gesellschaftlichen Gruppierungen in einen Austausch zu treten. Auch ist der BLL seit 2013 in den sozialen Medien aktiv und arbeitet vermehrt mit Informationsgrafiken und Bewegtbildmaterial.