Bei der Stärkung der Ernährungskompetenz sind alle gefragt
Berlin, - Auf der Jahrestagung des Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL) stand gestern das Thema Ernährungs- und Lebensmittelkompetenz im Vordergrund. Vertreter von Wirtschaft, Politik und Verbraucherschutz waren sich einig, dass man zur bestmöglichen Unterstützung und Motivation der Verbraucher zur Umsetzung eines gesunden Lebensstils die Expertise Aller nutzen und gemeinsam kooperieren muss. Zu konstruktiven Lösungen zählen für den Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft jedoch keine staatlichen Eingriffe mit Lenkungsfunktion, wie Werbeverbote oder Sondersteuern: „Bei solchen Vorschlägen wird nur auf den Teller geschaut, aber nicht über dessen Rand hinaus. Wir müssen Ernährung aber wieder als Gesamtkonzept betrachten, als Genuss, als Freude, als kulturelles Erbe. Wir müssen unsere sicheren und hochwertigen Lebensmittel wieder wertschätzen und nicht hysterisch als Krankmacher verunglimpfen“, betonte BLL-Präsident Stephan Nießner. Aufklärung müsse zudem wissenschaftsbasiert und vorurteilsfrei sein: „Die Menschen sollen echte Wahlfreiheit haben und keine vorgetäuschte Wahlfreiheit in Form von Bevormundung. Sie sollen selbst entscheiden nach ihren persönlichen Vorlieben“, stellte Nießner klar.
Der Vertreter des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Staatssekretär Dr. Robert Kloos, pflichtete Nießner bei: „Wir stehen für Selbstständigkeit und eigene Entscheidungen der Menschen. Wir sind geerdet.“ Es sei Aufgabe der Politik, Menschen zu befähigen, aber nicht zu befehlen. „Die Lebensmittelvielfalt ist durch die Wirtschaft gewährleistet und wir müssen die Verbraucher unterstützen und ihnen eine gesunde Auswahl erleichtern“, so Kloos. Als Beispiel für die Vermittlung des Einmaleins einer ausgewogenen Ernährung nannte er u. a. die Initiative „Macht Dampf – für gutes Essen in Kita und Schule“. Sondersteuern erteilte der Staatssekretär eine klare Absage: „Diese Steuern sind für das BMEL kein Thema“. Anders verhält es sich mit der Reformulierung. Hier wird zurzeit eine Bestandsaufnahme durchgeführt mit dem Ziel, gemeinsam mit Wissenschaft und Wirtschaft Produktgruppen zu identifizieren, bei denen Reduktionsstrategien sinnvoll und mit Berücksichtigung der technologischen, sensorischen und rechtlichen Herausforderungen überhaupt realisierbar sind.
Klaus Müller, Vorstand Verbraucherzentrale Bundesverband, erklärte, dass die Konsumenten hierzulande zwar für die Lebensmittelvielfalt beneidet werden, aber das dieses faszinierende Angebot für ein normales Aufmerksamkeitsniveau auch schwer zu fassen sei, denn „nur wenige Verbraucher recherchieren für den Lebensmittelkauf so gründlich wie beim Auto oder Mobiltelefon.“ Auch wies er daraufhin, dass es nicht nur um das Erlernen von Ernährungs- sondern vielmehr um die Stärkung der Konsumkompetenz gehe, wozu auch Wissen um marktwirtschaftliche Zusammenhänge, Finanzen etc. gehöre. Müller plädierte dafür, dass Verbraucherbildung „in Lehrplänen verankert und verbindlich prüfungsrelevant sein muss“ und erinnerte an die Beschlüsse der Verbraucherschutz- und Kultusministerkonferenzen zum Thema.
In der abschließenden Podiumsdiskussion „Schulfach, Kochkurse und Co. – Ernährungsbildung als goldener Weg?“ mit Elfriede Ohrnberger, Berichterstatterin für Wirtschaftserziehung und Verbraucherschutz der Kultusministerkonferenz, Thomas Mahlberg, Mitglied im Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, Klaus Müller und BLL-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff wurde über Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten, Erfahrungswerte der unterschiedlichen Bundesländer, die Möglichkeiten der Schulverpflegung und damit zusammenhängend auch erneut das Thema Wertschätzung von Lebensmitteln und Zahlungsbereitschaft debattiert. Dabei wurde deutlich, dass alle Beteiligten an konstruktiven Partnerschaften ohne Berührungsängste interessiert sind und den Dialog mit konkreten Ideen fortführen.
Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL)
Der BLL ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Ihm gehören ca. 500 Verbände und Unternehmen der gesamten Lebensmittelkette – Industrie, Handel, Handwerk, Landwirtschaft und angrenzende Gebiete – sowie zahlreiche Einzelmitglieder an.
Für weitere Informationen:
Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL)
BLL-Öffentlichkeitsarbeit
Manon Struck-Pacyna
Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin
Tel.: +49 30 206143-127, Fax: +49 30 206143-227
E-Mail: mstruck@bll.de, Internet: www.bll.de
Twitter: twitter.com/BLL_de,
Facebook: https://facebook.com/BLL.de
Die Pressemitteilung finden Sie hier als PDF-Dokument zum Download:BLL (29. April 2016) Bei der Stärkung der Ernährungskompetenz sind alle gefragt