Pyrrolizidinalkaloide

PA-Pflanzen, Samen oder Teile von ihnen und auch die Pyrrolizidinalkaloide selbst sind in Lebensmitteln und Futtermitteln unerwünscht.

Jakobs-Kreuzkraut, eine PA-Pflanze

Jakobs-Kreuzkraut, Jacobaea vulgaris, Blüten und Knospen

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Pyrrolizidinalkaloide (PA) sind natürliche Inhaltsstoffe von Pflanzen. Es handelt sich um Giftstoffe, die viele Pflanzen zum Schutz gegen Fraßfeinde bilden. Es gibt weltweit mehr als 6000 Pflanzenspezies, die PA bilden; dazu gehören zum Beispiel die Kreuz- oder Greiskräuter (z. B. Jakobskreuzkraut), Natternköpfe (Echium-Arten) und Borretsch. Es existieren mehr als 600 verschiedene Pyrrolizidinalkaloide, die unterschiedlich toxisch sind. Welche PA in der Pflanze vorkommen, hängt u. a. von der Pflanzenart ab.

Von gesundheitlicher Relevanz sind die 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloide. Diesen werden lebertoxische, aber auch kanzerogene und genotoxische Wirkungen zugeschrieben. PA können bei Tieren (insbesondere Pferde) und Menschen zu Vergiftungen führen. Vergiftungsfälle in Entwicklungsländern sind zumeist auf die sogenannte Venenverschlusskrankheit zurückzuführen. In Europa spielen akute Vergiftungen allerdings nur eine untergeordnete Rolle; hier steht die Sorge um chronische Effekte (Leberschäden, Krebs) im Vordergrund des vorsorgenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes.

PA-Pflanzen, Samen oder Teile von ihnen und auch die Pyrrolizidinalkaloide selbst sind in Lebensmitteln und Futtermitteln daher unerwünscht. Folglich sollten Kontaminationen von Lebensmitteln und Futtermitteln mit PA-Pflanzen und Gehalte von Pyrrolizidinalkaloiden in Lebensmitteln und Futtermitteln möglichst gering sein. Andererseits gehören PA-Pflanzen zu unserer natürlichen Umwelt, und es ist daher weder sinnvoll noch möglich, sie komplett auszurotten. Einige PA-Pflanzen wie Natternköpfe sind Bienennährpflanzen und bei Insekten sehr beliebt. Somit erscheint eine Lösung notwendig, die Ökologie und vorsorgenden gesundheitlichen Verbraucherschutz in Einklang bringt.

Der Lebensmittelverband Deutschland verfolgt die Entwicklungen zu Kontaminationen von Lebensmitteln mit Pyrrolizidinalkaloiden seit mehreren Jahren und unterstützt daher Maßnahmen, mit denen die Gehalte von PA in Lebensmitteln gesenkt werden können. Er fordert aber auch ein pragmatisches Vorgehen, das die technische Machbarkeit von Minimierungsmaßnahmen berücksichtigt. Wird zum Beispiel in Betracht gezogen, dass bereits sechs PA-Pflanzen ausreichen, um ein Feld von Kräutern mit ca. 60.000 Erntepflanzen unverwertbar zu machen, wird deutlich, dass hier die Grenzen der Machbarkeit erreicht oder auch schon überschritten sind.

Code of Practice zur Vermeidung und Verrringerung der Kontamination von Lebensmitteln mit Pyrrolizidinalkaloiden

Der Lebensmittelverband Deutschland (bis Juli 2019: Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, BLL) hat 2015 einen „Runden Tisch Pyrrolizidinalkaloide“ ins Leben gerufen, in dem sich Verbände aus den Bereichen Lebensmittel, Futtermittel, Nahrungsergänzungsmittel und Arzneimittel regelmäßig zu dieser Thematik austauschen. Er hat weiterhin die Arbeiten auf Ebene des Codex Alimentarius zur Entwicklung eines „Code of Practice for weed control to prevent and reduce pyrrolizidine alkaloid contamination in food and feed“ (Code of Practice zur Unkrautkontrolle zur Vermeidung und Verrringerung der Kontamination von Lebensmitteln und Futtermitteln mit Pyrrolizidinalkaloiden; CAC/RCP 74-2014) in den Jahren 2012 bis 2014 aktiv begleitet.

Aus diesen Aktivitäten heraus entstand die Idee, einen branchenübergreifenden Code of Practice für die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft zu erstellen. Der entwickelte branchenübergreifende CoP enthält neben allgemein gültigen Maßnahmen zur Minimierung der Gehalte von PA in Lebensmitteln, die z.T. aus dem Code of Practice des Codex Alimentarius übernommen wurden, branchen- und/oder produktspezifische Maßnahmen, die aus branchenspezifischen CoPs stammen oder im vorliegenden branchenübergreifenden CoP erstmals beschrieben sind. Der CoP wurde gemeinsam von den im Dokument genannten Verbänden erarbeitet und versteht sich als Hilfsmittel für die Praxis, das es Anwendern ernöglichen soll, entsprechende Maßnahmen zur Verringerung der Kontamination von Lebensmitteln mit PA zu ergreifen. Hiermit soll ein Beitrag zum vorbeugenden gesundheitlichen Verbraucherschutz sowie dem gesundheitlichen Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere geleistet werden.

Code of Practice zur Vermeidung und Verrringerung der Kontamination von Lebensmitteln mit Pyrrolizidinalkaloiden

PDF-Datei herunterladen (2 MB) code-of-practice-pyrrolizidinalkaloide.pdf

Code of Practice zur Vermeidung und Verringerung der Kontamination pflanzlicher Nahrungsergänzungsmittel mit Pyrrolizidinalkaloiden (Auflage Mai 2020)

Den Code of Practice mit Fokus auf Nahrungsergänzungsmittel finden Sie hier:

PDF-Datei herunterladen (261 KB) cop-pyrrolizidinalkaloide-nahrungsergaenzungsmittel__3_.pdf

Weiterführende Informationen auf externen Seiten:

Übersicht der Präsentationen zum 16. BfR-Forum Verbraucherschutz: „Pyrrolizidinalkaloide - Herausforderungen an Landwirtschaft und Verbraucherschutz“
am 3. Dezember 2015 (www.bfr.bund.de)
am 4. Dezember 2015 (www.bfr.bund.de)