Orientierungswerte für Mineralölkohlenwasserstoffe (MOH) in Lebensmitteln veröffentlicht
Im Juni 2018 haben die Länderarbeitsgemeinschaft gesundheitlicher Verbraucherschutz (LAV) und der Lebensmittelverband Deutschland (damals BLL) ein gemeinsames Projekt zur Ableitung von sog. „MOH-Orientierungswerten“, mit einer sehr umfassenden Datensammlung, begonnen. Im März 2019 konnte eine erste Liste mit Orientierungswerten, zu drei Lebensmittelkategorien, veröffentlicht und empfohlen werden. Die Ableitungen der Orientierungswerte erfolgt(e) innerhalb des Projekts in enger Abstimmung zwischen Wirtschaft und Überwachung; die Empfehlungen werden gemeinsam veröffentlicht.
Das Projekt und die Empfehlungen wurden im April 2019 von der Verbraucherschutzministerkonferenz (VSMK) bestätigt und zur Fortsetzung angeregt. Es fanden weitere gemeinsame Treffen zur Datenauswertung statt und es wurden zwischenzeitlich produktspezifisch gezielte Ergänzungen der nunmehr 11.000 Datensätze vorgenommen.
In Abstimmung mit der LAV-Arbeitsgruppe „Lebensmittel, Bedarfsgegenstände, Wein und Kosmetika“ (ALB) veröffentlicht der Lebensmittelverband eine Neufassung der MOH-Orientierungswerte-Tabelle mit Stand Juni 2020, die ergänzend für die Produktkategorie „Nüsse, Schalenfrüchte, Ölsaaten, Kokosnuss, Erdnüsse sowie Trockenfrüchte und Mischungen daraus“ einen Orientierungswert von 4 mg/kg für MOSH empfiehlt. Für MOAH gilt als Orientierungswert die Bestimmungsgrenze nach JRC.
Wir weisen dringend darauf hin, dass die Werte Empfehlungen sind und Orientierungshilfen für die Praxis; sie sind definitionsgemäß nicht als Grenzwerte zu verstehen oder anzuwenden. Die Werte gelten für Endverbraucherprodukte bzw. Produkte am Markt und stellen den Stand der Guten Agrar-, Herstellungs- und Verpackungspraxis der jeweiligen Prozessketten zum gegenwärtigen Zeitpunkt dar.
Bei der Überprüfung der Einhaltung der Orientierungswerte dient der aktuelle Leitfaden des europäischen Referenzlabors als methodischer Bezug einschließlich der dort angegebenen mindestens zu erreichenden Bestimmungsgrenzen (LOQmax), analytischen Rahmenbedingungen sowie der Hinweise zur weiteren Charakterisierung bei schwierigen Proben und Matrices unter Verwendung zusätzlicher analytischer Methoden wie z. B. GC-MS, LC-GC-FID/MS oder GCxGC-FID/MS, über deren Notwendigkeit jedoch von Fall zu Fall entschieden werden muss.
Ferner ist von allen Kreisen bei der Anwendung und Produktbeurteilung strikt die eigens im Projekt abgestimmte Definition „MOH-Orientierungswerte“ zu beachten: „Die Werte geben eine Orientierung, welcher quellenunabhängige Gehalt an mineralölartigen Kohlenwasserstoffen (MOH als Summe von MOSH und MOSH-Analogen (wie POSH, PAO, MORE) und als MOAH) in Lebensmitteln einer spezifischen Gruppe mit hoher statistischer Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist als Ergebnis einer guten fachlichen Herstellungspraxis auf den verschiedenen Prozessstufen und aufgrund ubiquitärer Einflüsse.
Werden Orientierungswerte überschritten, kann dies auf mögliche und gemäß der Guten Praxis gegebenenfalls vermeidbare Eintragsquellen im Rahmen der Herstellungs- und Verpackungsprozesse entlang einer Lieferkette hinweisen und Anlass für Ursachenforschung sein.
Bei der weiteren Beurteilung eines Produktes sind dessen Zusammensetzung, Art und Dauer der Verpackung, Mindesthaltbarkeit, Informationen über die Rohstoffsituation, über Verarbeitungsprozesse und Lebensmittelkontaktmaterialien auf allen Stufen sowie die Zweckbestimmung und die üblichen Verzehrmengen zu berücksichtigen.“
MOH-Orientierungswerte zum Download
Orientierungswerte für Mineralölkohlenwasserstoffe (MOH) in Lebensmitteln (PDF-Dokument)
Benchmark levels for mineral oil hydrocarbons (MOH) in foods (PDF-document)