Biofach 2017

Bio zwischen Nische und Mainstream

- 2016 konnten sich Bio-Lebensmittel weiter in den Massenmarkt bewegen, wie aktuelle Zahlen zeigen. Bei manchen Produktkategorien bleibt „Bio“ jedoch Nische.
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Über 48.000 Fachbesucher erwartet die Bio-Messe Biofach in den nächsten vier Tagen in Nürnberg. Kurz vor der Messe veröffentlichte Branchen- und Umfragezahlen zeigen, dass sich Bio-Lebensmittel im letzten Jahr weiter in den Massenmarkt bewegt haben. Bei manchen Produktkategorien bleibt „Bio“ jedoch in der Nische.

Heute startet im Messezentrum Nürnberg die Biofach, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 1999 als Leitmesse für Bio-Lebensmittel etabliert hat. Mehr als 2.300 Aussteller präsentieren bis zum 18. Februar die neuesten Entwicklungen der Bio-Lebensmittelwirtschaft. „Land des Jahres“ ist erstmalig Deutschland. Der Erfolg der Messe in den letzten Jahren geht einher mit der steigenden Nachfrage und dem Wachstum des Bio-Sektors in Deutschland insgesamt: 2016 wurden mit Bio-Lebensmitteln ein Marktvolumen von 9,48 Milliarden Euro (2015: 8,62 Mrd. Euro) und ein Umsatzplus von 9,9 Prozent erreicht. Das teilte der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) mit Bezug auf den Arbeitskreis Biomarkt zum Auftakt der Messe mit.

Bio oder konventionell: Auch eine Frage der Demografie

Zwar greift weiterhin die Hälfte der Verbraucher überwiegend zu konventionell erzeugter Ware. Jeder Siebte kauft inzwischen aber mehr Bio- als konventionelle Produkte. Das ist eines der Ergebnisse der frisch veröffentlichten Verbraucherumfrage zum Thema Bio-Lebensmittel von PwC in Zusammenarbeit mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). Gemäß der Umfrage haben Alter, Geschlecht und Einkommen großen Einfluss darauf, welche Lebensmittel eingekauft werden: Besonders Frauen, junge Menschen sowie Verbraucher mittleren Alters bevorzugen Bio-Lebensmittel. Der typische Bio-Käufer ist weiblich, jünger als 45 und verfügt über ein höheres Einkommen.

Für Bio gehen Verbraucher primär in den Supermarkt

Für den Einkauf von Bio-Produkten geht die Mehrheit der Verbraucher (74 Prozent) in den Supermarkt, so die Ergebnisse von PwC. Über die Hälfte der Deutschen kauft Bio-Lebensmittel aber auch beim Discounter (52 Prozent).

Der BÖLW meldet, dass der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) im Jahr 2016 für 58 Prozent des Bio-Umsatzes verantwortlich zeichnete. Um 14,6 Prozent sei der Bio-Umsatz des LEH im Vergleich zum Vorjahr gewachsen: auf 5,45 Milliarden Euro (2015: 4,76 Mrd. Euro). 30 Prozent des Bio-Umsatzes fielen auf den Naturkostfachhandel, 12 Prozent auf die sonstigen Verkaufsstätten wie Bäckereien, Metzgereien und andere Verkaufsplätze.

Wirklich Mainstream nur bei Obst und Gemüse

In einigen Produktkategorien entwickeln sich Bio-Lebensmittel vom einstigen Nischenprodukt zum Mainstream, so die PwC-Umfrage:

  • Bei Obst und Gemüse greifen die Deutschen mehrheitlich zu Bio (53 Prozent).
  • Bei Molkereiprodukten, Fleisch- und Wurstwaren bevorzugt immerhin gut jeder dritte Verbraucher Bio-Produkte (36 Prozent).
  • Bei allen anderen Produktkategorien spielt Bio indes eine untergeordnete Rolle.

Als Hauptgrund für die Wahl des konventionellen statt des Bio-Produkts nannten knapp zwei Drittel der Befragten den günstigeren Preis. Die Bereitschaft, einen Aufpreis für Bio zu zahlen, hänge stark vom Produkt und dem jeweiligen Preisunterschied zum konventionellen Produkt ab.

Kennzeichnung: Wie erkennt man Bio-Lebensmittel?

Lebensmittel aus Bio-Erzeugung erkennen Verbraucher am Logo der Europäischen Union für ökologische/biologische Produktion. Das EU-Bio-Logo muss seit Juli 2010 EU-weit auf vorverpackten Bio-Lebensmitteln aus der EU aufgedruckt sein.
Die gleichzeitige Verwendung staatlicher Siegel wie das 2001 in Deutschland eingeführte Bio-Siegel und auch die Verwendung privater Logos, beispielsweise von Anbauverbänden, ist möglich. Das deutsche Bio-Siegel findet man zum Beispiel häufig bei loser Ware wie Obst und Gemüse am Karton beziehungsweise am Regal.

Um Produkte weiter zu differenzieren, setzen klassische Bio-Marken und Bio-Handelsmarken zudem auf Gütesiegel, die zum Beispiel Hinweise auf Qualität oder Herkunft des jeweiligen Produkts geben. 62 Prozent der Deutschen ist die Kennzeichnung mit einem solchen Gütesiegel wichtig, zeigt die PwC-Befragung.

Es bleibt spannend, welche neuen Trends die Fachbesucher in den kommenden Tagen auf der Biofach diskutieren werden. Einen Höhepunkt der Messe bildet die Verleihung des „Best New Product Awards“ für herausragende Produktneuentwicklungen.

Quellen: BVE, PwC, BÖLW

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