Kunst und Keksdose – 125 Jahre Bahlsen
Die mit wahlweise floralen Ornamenten, Pfauen, kubistischen Formen und vielen weiteren Elementen verzierten Keksdosen als Verpackungen zu bezeichnen, würde ihnen nicht gerecht werden. Es sind kleine historische Kunstwerke, die zurzeit im Berliner Bröhan-Museum zu bewundern sind. Designt wurden sie im letzten Jahrhundert von diversen Künstlern im Auftrag der Firma Bahlsen.
Lebensmittelverpackungen bestehen aus unterschiedlichen Materialien wie Kunststoff, Glas, Aluminium und vielem mehr. Wichtig ist, dass sie das Lebensmittel schützen und dass von ihnen keine Stoffe auf das Lebensmittel übergehen, die dieses beeinträchtigen können. Dass Verpackungen aber auch Kunst sein können, zeigt die Ausstellung „Kunst und Keksdose – 125 Jahre Bahlsen“ in Berlin-Charlottenburg.
Zeitgenössische Kunst und Funktionalität
Vor 125 Jahren, im Jahre 1889, gründete Zuckerhändler Hermann Bahlsen in Hannover die Cakesfabrik. Ein besonderes Merkmal des Gebäcks war die Tatsache, dass es nicht lose verkauft wurde, sondern abgepackt, z. B. in Keksdosen, die aufwendig von verschiedenen Künstlern gestaltet wurden. Die Verpackungen waren fortan das Markenzeichen der Firma. Doch nicht nur im Design der Verpackungen, die die Kunstströmungen ihrer jeweiligen Zeit von Jugendstil, Expressionismus, Konstruktivismus bis zu Pop Art widerspiegelten, war die Firma Vorreiter, sondern auch in der Funktionalität. 1904 versprach Bahlsen, dass seine Kekse lange „frisch und knusprig“ bleiben würden. Um dieses Versprechen auch einhalten zu können, erwarb er das Patent für eine luftdichte, staub- und feuchtigkeitsfeste Packung, die er TET-Verpackung nannte. TET wird „dschet“ ausgesprochen, leitet sich von einer altägyptischen Hieroglyphe ab und bedeutet in Anlehnung an die Funktion „ewig dauernd“. Sogleich wurde daraus das Firmen-Logo abgeleitet, das TET-Zeichen mit einem Oval, einer Schlange, einem Halbkreis und drei Punkten.
Meilenstein der Verpackungssicherheit
Gute 50 Jahre später, im Jahr 1956, gab es den nächsten Meilenstein in Sachen Verpackungssicherheit. Die Leibniz-Kekse wurden in einer sogenannten thermoplastischen Steifpackung – einer verschweißten Aluminiumfolie – auf den Markt gebracht. 1955 wurde diese Verpackung im Rahmen der Anuga vorgestellt, in dem demonstriert wurde, wie die Kekse in der Verpackung in ein Wasserbecken gelegt wurden und trotzdem keinerlei Feuchtigkeit abbekamen.
Praktikabilität als Priorität
Mittlerweile steht bei Bahlsen nicht mehr die Kunst im Vordergrund, sondern die Praktikabilität – eine notwendige Anpassung an die moderne Snacking-Gesellschaft. Wer wissen will, wie die Bahlsen-Verpackungen heute aussehen, der muss in den Supermarkt nebenan oder im Internet unter bahlsen.com schauen. Wer wissen will, wie die Verpackungen früher aussahen, der sollte sich die Ausstellung „Kunst und Keksdose – 125 Jahre Bahlsen“ ansehen. Sie zeigt die künstlerische Seite deutscher Industriegeschichte und ist schon deshalb einen Besuch wert. Die Ausstellung läuft vom 17. Juli bis zum 9. November 2014 im Bröhan-Museum Berlin.